Die Bedeutung des Liewinkels

Der richtige Liewinkel (oder auch kurz: Lie) ist neben der Schlägerlänge und dem Loft der wichtigste Parameter beim Fitting. Gemessen wird dabei der Winkel zwischen einer imaginären Linie unterhalb des tiefsten Punkt der Schlägersohle und Hosel bzw. Schaft, wenn der Schläger horizontal ausgerichtet ist.

Hier erklärende Grafik zum Winkel

Dieser Winkel ist besonders bei den kurzen Eisen für die Ballabflugrichtung und damit die Genauigkeit Ihrer Schläge verantwortlich. Nur wenn dieser Winkel richtig angepasst wurde, werden Sie für einen geraden Schlag auch mit einem gerade abfliegenden Ball belohnt. Um dieses Ergebnis zu erreichen, muss die Sohle des Schlägerkopfes exakt parallel zum Boden durch den Ball gehen. Sollte im Treffmoment die Ferse in der Luft schweben, wird der Ball nach rechts starten. Der Lie ist in diesem Fall zu flach. Wenn die Spitze des Schlägers im Treffmoment in der Luft schwebt, wird der Ball nach links starten und der Lie ist zu steil.

Bildserie Upright -, Correct - , Flat Lie mit Stab auf der Schlagfläche

Sie kennen diesen Effekt, wenn Sie schon einmal einen Ball seitlich an einem Hang stehend schlagen mussten: stehen Sie über dem Ball, wird der Ball mehr nach rechts fliegen und nach links, wenn Sie unter dem Ball stehen. Ein falscher Lie hat also zur Folge, dass Sie immer seitlich am Hügel stehend spielen müssen.
Interessant ist auch der Zusammenhang zwischen Loft und Lie: Je mehr Loft ein Schläger hat, desto stärker wird sich ein fehlerhafter Lie auswirken.

Bildserie SW, E4, Driver 1x Lie Correct und 1x 4° flacher jeweils mit Stab auf Schlagfläche

Wie man sieht, ist die Richtungsabweichung durch den um 4° veränderten Lie beim Sandwedge am größten. Dieser Zusammenhang ist gefährlich, da wir gerade mit den kurzen Eisen eine immer höhere Präzision erwarten. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass viele Spieler unbewusst Ihre Ausrichtung mit bestimmten Eisen nach links oder rechts angepasst haben, um eben einen falschen Lie zu kompensieren.

Hier Tabelle mit Abweichungen vom Ziel bei verschiedenen Schlägern

Auch der Zusammenhang zwischen Schlägerlänge und Lie bedarf einer genaueren Betrachtung. Wenn Sie ein Eisen 5 von 37 Inch Länge mit einem vergleichen, dessen Schaft 38 Inch lang ist, muss der Lie geändert werden. Wie groß die Anpassung ist, lässt sich leicht mit Hilfe der Trigonometrie berechnen. Im rechtwinkligen Dreieck gilt:
a
Sinus (alpha) =  ---   
c

Hier Foto Golfer in Ansprechposition mit eingezeichnetem rechtwinkligen Dreieck, Länge Ankathete = 84cm

Für einen Schläger von 37 Inch ergibt sich ein Winkel zwischen Schaft und Boden von 63,4° und für den Schläger mit 38 Inch ein Winkel von 60,5°. Wie man sieht, erfordert schon eine kleine Änderung der Schlägerlänge eine deutliche Anpassung des Lies. Bei einem kompletten Schlägersatz mit PW = 35,5 Inch bis Eisen 3 = 39 Inch, ergeben sich Lies zwischen 68,7° bis 58,0°. 
Leider haben Golfschläger eine weitere Eigenschaft, die nicht zulässt, dass das Ergebnis der Berechnung in die Praxis umgesetzt werden kann. Diese Eigenschaft nennt sich Droop und beschreibt die Biegung des Schaftes innerhalb der Ebene Schaft / Schlägerkopf.

Hier Grafik Schläger mit CG im Kopf und Kraftpfeil

Da der Masseschwerpunkt (englisch: Center of Gravity = CG) des Schlägerkopfes vor der Schaftebene liegt, versucht dieser in die Rotationsebene des Schaftes zu gelangen. Durch diese Kraft biegt sich der Schaft und der Lie im Treffmoment ändert sich. Die Größe dieser Kraft ist auch von der Schwunggeschwindigkeit abhängig. Wie stark sich der Schaft biegt, ist auch von der Schafthärte, also dem Flex, abhängig. Ein weicher Schaft wird sich also mehr biegen und ein harter Schaft weniger. Auch der optionale Prozess der Spine Ausrichtung des Schaftes wirkt dieser Biegung entgegen. Dazu kommt der individuelle Handgelenkwinkel des Golfers im Treffmoment: Viele Spieler haben ihre Hände bei langen Schlägen im Treffmoment höher als beim Ansprechen. Mit diesem zusätzlichen Radius kann man die Schlägerkopfgeschwindigkeit steigern.

Aus den oben gemachten Ausführungen kann man ersehen, wie immens wichtig ein korrekt angepasster Lie für gutes Golf ist. Dabei können statische Methoden wie eine Berechnung oder die von den Schlägerherstellern veröffentlichten Standards nur als grobe Näherung für den Liewinkelverlauf der einzelnen Schläger innerhalb eines Satzes angesehen werden. Auch der bei anderen Fittern beliebte Weg, den Lie eines Eisens zu bestimmen und dann nach der Faustformel 1° Lieänderung pro 0,5 Inch Längenänderung zu verfahren, genügt nicht den Anforderungen für präzises Spiel mit den kurzen Eisen. Nur die dynamische Bestimmung des Lies ist dazu geeignet, ein vernünftiges Ergebnis zu liefern. Zu vielfältig sind die Einflussgrößen auf den Lie im Treffmoment. Für uns bei Fitting Factory ist deshalb die dynamische Ermittlung des Lies fester Bestandteil unseres Fittingprozesses für Eisen. Zusätzlich wird zur Qualitätssicherung jedes einzelne Eisen bei Übergabe an den Kunden noch einmal auf korrekten Lie hin überprüft.